Samy Sorge kommt am 19. Dezember 1977 in Hamburg zur Welt. Bereits als Jugendlicher widmet er sich seiner künstlerischen Berufung. Sein Debütalbum geht direkt auf Platz 4 der Charts – der verdiente Erfolg dieses kompromisslosen Erstlingswerks, das Deutschrap für immer verändert. Es folgen neun Solo-Alben und diverse Kollaborationen, immer Top Ten. Er erhält alle relevanten Musikpreise vom Echo über den Comet bis zum MTV Music Award.
Nach der Geburt seines Sohnes baut Samy Deluxe sein gesellschaftliches Wirken aus: er gründet den Verein DeluxeKidz e.V., später SalutDeluxe, der Jugendliche an Musik, Sprache, Tanz und bildende Kunst heranführt. Sein Tonstudio KunstWerkStadt wird zum Knotenpunt für Künstler:innen. Ein Ort der Inspiration, an dem Musik geschrieben und produziert, gemalt und gefilmt, gekocht und gelebt wird. Musik und Graffiti sind die Instrumente, mit dem Samy Deluxe seine Themen orchestriert.
Interview mit Jurymitglied Samy Deluxe
Musik kann uns retten, ja (lacht). Musik ist der Soundtrack zu unserem Leben. Wenn man traurig ist, kann man in seiner Trauer schwelgen oder Hoffnung finden oder man hört zum Joggen einen schnellen Techno-Song, der den Herzschlag hochpumpt. Ich glaube Musik kann alles sein. Das Schöne ist, dass jeder etwas anderes aus der Musik zieht, weil Musik so unglaublich vielfältig ist.
In meinen Augen spielen die Medien eine wichtige Rolle: Anstatt Gruppen gegeneinander auszuspielen, sollten sie transparent sein und informieren. In der Schule sollte es ein Fach – ähnlich wie früher „Ethik“ – geben, das sich damit auseinandersetzt, wie man in einer diversen Gesellschaft zusammenlebt. Diese Themen sind heute so wichtig und werden in der Schule viel zu wenig angesprochen! Wir müssen herausfinden, was uns verbindet, ohne zu verschweigen, dass es auch Unterschiede gibt. Dazu gehört es auch, dass wir darüber sprechen, wie Menschen angesprochen und benannt werden möchten oder vor allem auch nicht benannt werden möchten.
Nein, bei meinen Entscheidungen für ein Projekt, lasse ich mich von meinem Bauchgefühl leiten. Gerade ist es schwer vorstellbar, dass Bühnenaufführungen, Auftritte und all das jemals wieder wie früher stattfinden wird. Daher ist es mir wichtig, dass mit dem Preisgeld wirklich etwas bewirkt werden kann. Das versuche ich bei der Betrachtung der Einreichungen einzuschätzen, aber tatsächlich höre ich mehr auf meinen Bauch als auf meinen Kopf.
Interview mit Jurymitglied Samy Deluxe
Der Rapper spricht mit uns über seinen eigenen Weg, sein soziales Engagement und seiner Idee von einer zukunftsfähigen Gesellschaft.
Seit 15 Jahren bin ich mit meinem eigenen Verein und in verschiedenen Institutionen im Bereich der Jugend- und Talentförderung sehr aktiv. Ich habe selber ein kleines Studio und ein eigenes Label, wo ich vielen Leuten Platz gebe, sich zu entwickeln und zu wachsen. Als die Anfrage von The Power of the Arts kam, hat das einfach gepasst. Die Preisgelder sind so hoch, dass es den Projekten möglich ist, große Schritte zu gehen.
Durch die Vernetzung der Welt – gerade, wenn ich an Künstler denke – ist der Radius in dem wir uns bewegen viel größer geworden. Früher musstest du als Musiker raus und dich irgendwie auf irgendwelche Bühnen kämpfen. Heutzutage kannst du einfach ein Video auf YouTube packen und zum Weltstar werden. Durch Instagram hat jeder plötzlich seine eigene Galerie. Das ist eine krasse Zeit in der wir leben. Informationen sind für jeden von überall umsonst zugänglich. Das schafft einen guten Nährboden, um aus Fehlern der vergangenen Generationen zu lernen und als heutige Generation zu wachsen.
Der Zeitpunkt spielt keine Rolle: Engagement ist immer wichtig. Jeder Konzern und jede Einzelperson kann natürlich behaupten, dass es nichts mit einem zu tun hat. Aber man kann seine Kapazitäten oder seine Macht auch nutzen, um etwas in der Welt zu bewegen und selbstlos Dinge zu unterstützen, die man gut findet.
Natürlich wird einem durch das letzte Wahlergebnis das Gefühl vermittelt, dass rechte Politik derzeit die Überhand gewinnt. Wenn man aber, wie ich, mit dunkler Hautfarbe und einem realistischen Blick auf die Welt aufgewachsen ist, hat man nicht das Gefühl, dass der Rassismus mehr oder weniger geworden ist.
Ich bin für ein gemeinsames Wir, gleichzeitig aber kein Verfechter von positiv ausgeschmückten Slogans. Das sind eben nur Worte auf Papier. Jeder ist anders sozialisiert. Ich finde es wichtig, wenn man diese Worte, die eben nur Phrasen sein können, mit Inhalten füllt und dann wirklich etwas passiert. In meinen Texten versuche ich ein größeres Bild zu malen und mehr Emotionen reinzubringen – die Geschichte zu den Statements zu erzählen.
Die Künste sind die Botschafter der Welt. Kultur definiert die einzelnen Teile dieser Welt und schwappt an andere Orte über. Heutzutage ist es für deutsche weiße Jungs selbstverständlich schwarze Vorbilder zu haben. Das war in meiner Jugend noch nicht so. Außerdem gibt es immer mehr Diversität. In diesem Jahr gab es den ersten richtig großen Hollywood Blockbuster mit einem schwarzen Superhelden: Black Panther. Das sind alles Schritte, die Minderheiten fördern und eine Normalität entstehen lassen. Schritt für Schritt sind da diese ganzen unterschiedlichen Gruppen in verschiedenen Gesellschaftsinstanzen, die ihre Stimme erheben. Wenn du keine Stimme hast, kannst du nichts erreichen. Die Künste sind Vorreiter dafür, wie sich die Welt entwickelt.
Ich möchte der Jugend über Hip-Hop den Zugang zu Werten vermitteln, die mich geprägt haben. Dass man durch Kreativität und durch Leidenschaft Erfolgserlebnisse schaffen kann. Außerdem ist das Gemeinschaftsgefühl für mich ganz wichtig: seit ich Hip-Hop als Jugendlicher kennengelernt habe, hat sich mein Radius total vergrößert. Vorher kannte ich nur meine Schulfreunde und auf einmal kannte ich Leute in jedem Viertel in der Stadt. Dann bin ich auf Hip-Hop-Jams gefahren und es hat sich ein Netzwerk gebildet. Ich würde gerne mehr jungen Leuten die Möglichkeit geben, dass sie diese Kraft in sich sehen.